Antje Leser: Luftschlösser sind schwer zu knacken

Bewertung: 3 von 5.

Nika raubt im Auftrag ihrer Familie die Häuser anderer Menschen aus. Dabei trifft sie unerwartet auf Jonas. Nach dem unglücklichen Ereignis treffen sie sich zufällig wieder und nähern sich einander an. Für Jonas möchte Nika mit dem Stehlen aufhören, doch wird das zu ihrer größten Gefahr, in die sie auch Jonas mithineinzieht.

Natürlich wird aus beiden Sichten geschrieben, da das recht sinnvoll ist. Schließlich sind es gefühlt zwei unterschiedliche Welten und, um beide zu verstehen, brauchte ich beide Personen. Dabei wurden diese gut dargestellt und ich konnte alles leicht verstehen. Der Anfang ist relativ soft, sodass man Zeit hatte, um einzusteigen. Trotzdem hat es sich nicht gezogen und es fing direkt mit dem Einbruch an, bei dem beide Welten zum ersten Mal aufeinandertreffen. Dabei muss ich sagen, dass das Thema sehr interessant und wichtig ist. Schließlich geht es um „Familien“, die „ihre Kinder“ dazu zwingen, andere Häuser auszurauben und Autos zu stehlen.

Wenn die Kinder ihre Aufträge nicht ausführen können oder nicht wollen, werden sie bestraft. Hier zum Beispiel wird mit dem Puff gedroht. Dazu muss man beachten, dass die Kinder gekauft und verkauft werden und so mit Menschen gehandelt wird. Nun muss man sich dazu vorstellen, dass das alles in Deutschland passiert, also in einem Land, in dem man denkt, dass man sicher ist und solche Verbrechen nicht stattfinden. Das Thema ist sehr ernst und so wurde es auch dargestellt. Es wurde keine Brutalität gescheut und alles realistisch beschrieben.

So kann Nika nicht einfach zur Polizei gehen, da sie weiß, dass ihre Familie sie töten würde. Die Gefahr durch den Chef und die Cousins ist echt, und nicht nur ein Hirngespinst. Andere würde sagen, dass Nika ihre Familie einfach anzeigen könnte und mit dem Vorurteil hat sie auch zu kämpfen. Aber so einfach ist es nicht und das zeigt sich auch, indem Jonas angegriffen wird. Tatsächlich mochte ich beide Charaktere. Nika ist stark und mutig, dabei bleibt sie realistisch und selbstbewusst. Natürlich hat sie Zweifel, aber durch die Hilfe, die sie bekommt, verfliegen diese und die Verwandlung, die in ihr stattfindet, ist bemerkenswert.

Jonas möchte nichts mit ihr zu tun haben, als er bemerkt, dass sie zu einem Clan gehört, der andere Menschen ausraubt. Er wird nicht zum Helden hochgespielt, wobei er das Potenzial dazu auf jeden Fall hätte. Jonas ist ein ganz normaler Junge, der aus seinem Alltag gerissen wird. Trotz der Gefahr hält er zu Nika. Das Ende ist traurig, aber dennoch ist es perfekt. Es muss nicht jeder Roman ein Happy End haben.

Zwei Dinge muss ich aber kritisieren: Zum einen gefällt mir der Schreibstil absolut gar nicht. Er ist nicht flüssig und auch nicht komplex, was man bei so einem Buch erwartet. Es werden keine Details beschrieben und die Gedankengänge sind schwer nachvollziehbar. Nach jedem Satz musste ich mir sagen, dass die Geschichte doch gut ist und wie es geschrieben wurde egal ist. Aber nach jedem Kapitel wurde es schwerer. Zum anderen gefällt mir die Liebesgeschichte nicht. Natürlich ist sie wichtig und gehört auch für mich dazu, aber es wurde nicht gut umgesetzt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass nach der ersten Begegnung, die ziemlich negativ verlaufen ist, eine besondere Verbindung zwischen ihnen entsteht. Die Protagonisten haben sich direkt verliebt und das fand ich im Gegensatz zum Rest der Story unrealistisch und unfertig verarbeitet. Im Großen und Ganzen würde ich den Roman trotz der Macken weiterempfehlen, da die Story diese wieder wettmacht.

Jasira

Magellan
304 Seiten
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7348-5049-3
17,00 €